Wegwerfen! Autsch. Wenn ich dieses ‘Unwort’ im Beisein meiner werten Eltern oder Schwiegereltern erwähne, zucken diese zusammen. “Das kannst du doch nicht wegwerfen!” tönt es da mit voller Überzeugung und Entrüstung obgleich dieses ungeheuerlichen Vorhabens. Ich kann sie verstehen. Recht haben sie!
Neulich bei der Kinderkleiderbörse…
Neulich war ich auf der Kinderkleiderbörse. Eine ganz großartige Sache! Verkäufer erfreuen sich an dem Wissen, für die Kinderkleidung glückliche Abnehmer zu finden, Eltern über erschwingliche Preise und einen für die kommende Saison prall gefüllten Kleiderschrank. Sehr zeitgemäß und auch der Umwelt zuträglich. Als Helferin hatte ich Gelegenheit zum Stöbern und Kaufen, bevor die Besucher die überaus geräumige Turnhalle stürmten.
Zwei Stunden später kam ich zum Abbau und traute meinen Augen nicht! Ich glaubte zerwühlte Einzelteile auf den Tischen vorzufinden. So wie noch vor 8 oder 9 Jahren, als meine Kinder im zarten Kleinkind- bzw. Säuglingsalter waren. Stattdessen bedeckten die schön ordentlich gefalteten Kleider stapelweise die Tische. Und nicht nur einen Tisch, alle! Hatte die Börse etwa noch gar nicht angefangen? Hatte hier überhaupt irgend jemand irgendetwas gekauft?
Wir haben alle so viel. Viel zu viel. Wir sind so übersättigt, dass kaum noch etwas absorbiert werden kann. Die Überflussgesellschaft ist also nun im hintersten Dorf bei den Kinderkleidern angekommen.
Wohin also mit all den Sachen, die keiner mehr will? Wohin mit dem Überfluss? Heutzutage haben wir so viele Dinge, und nicht nur in einfacher sondern oft 3 oder 4-facher Ausführung. Wir wollen immer noch mehr, kaufen lieber billig neu, anstelle im Keller zu suchen und unterstützen damit ein Wirtschaftssystem, das nach Konsum verlangt. Doch was ist passiert?
Früher kostete die Herstellung und Produktion von Waren ein Vermögen, dafür war der Transport spott billig. Heutzutage ist es genau anders herum.
Und das ist – nebst der traurigen Tatsache, dass neuwertige Kleidung absichtlich zerstört wird – der Grund, weshalb man Aussortiertes nicht einmal mehr Hilfsorganisationen spenden kann. Die wollen das gar nicht, denn es hilft ihnen nicht. Das Einzige, was man Hilfsorganisationen Gutes tun kann, ist Geld zu spenden. Denn damit können die Waren günstig vor Ort hergestellt werden, anstelle sie unter Verlust zu transportieren.
Auch der Second-Hand-Laden (genau genommen die Brocki), der immer glücklich und dankbar alles angenommen hat, was ich im laufe der Jahre so alles ausgeladen habe (und das war sehr viel!), nimmt nur noch neuwertige, teure und exquisite Dinge, ohne dass ich dafür auch nur einen Cent sehe.
Was heißt das also für uns? Ja, leider bleibt uns oft und zunehmend nur noch das Wegwerfen.
Und das wird mit den Jahren noch zunehmen, da bin ich mir leider sicher!
Ein Gutes hat die Sache allerdings – Wegwerfen kann so herrlich befreiend und unkompliziert sein!
Dieser Artikel soll nun keinesfalls zum Wegwerfen animieren! Wenn es eine Möglichkeit gibt, die Dinge weiterzugeben, zu spenden oder verschenken, dann ist es immer die bessere Wahl!
Für mich habe ich versucht, einen Mittelweg zu gehen. Vor allem aber hat mich die lange Ausmist-Reise animiert, mein Konsumverhalten zu überdenken und somit an der Ursache zu schrauben, nicht nur am Symptom.
In diesem Sinne – schenke her was du kannst – und kloppe alles andere beherzt in die Tonne 😉 !
Wie sollt du dabei vorgehen? Lese hier wie du mit 4 einfachen Fragen zur Entscheidung kommst!
Bildquellen
- wegwerfen: Photo by kelly lacy from Pexels
2 comments
hallo, ich finde die haltung problematisch. einfach weniger konsumieren. kinder und man selber kommen mit deutlich weniger aus als man so im kleiderschrank vorhält.
Vielen Dank für deinen Kommentar! Da kann ich dir nur beipflichten – weniger konsumieren ist selbstverständlich die beste Wahl und führt bestenfalls gar nicht erst dazu, dass wir zuviel haben. Das löst das Problem an der Ursache.
Mein Artikel bezieht sich allerdings auf die Ausgangssituation, dass wir schon zuviel besitzen und nun ausmisten wollen. Dann stellt sich nämlich oft die Frage – wohin mit all den Sachen?