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und warum sie nicht funktionieren…
Es kursieren ganz unterhaltsame Tipps im Internet zum Thema „ausmisten“. Und manchmal tauchen diese Tipps als ganze Listen in bunten Magazinen auf. Muss ich natürlich lesen. Aber weißt du was? Das ließt sich so als ob sich da jemand ganz schlau was ausgedacht hätte. Und das ist der Haken – die Tipps funktioniert in der Praxis nicht. Zumindest nicht für Leute wie mich, die eher zum Schlag „Vollzeitchaot“ gehören.
Es mag ja innovativ klingen, wenn’s dann heißt:
- Jeden Tag einen Gegenstand aussortieren. Wie jetzt, für wie lange denn? Echt jeden Tag? Auch wenn ich im Urlaub oder krank bin? Oder mal so gar keine Lust habe? Also mal ehrlich, wer will sich denn jeden Tag den Stress geben und nach einem Gegenstand suchen, den man aussortieren könnte?! Aber ich hab’s probiert. Bin jeden Tag mit einem Körbchen durchs Haus getigert und hab mich dabei gefragt, ob die lose herumliegenden Plastik-Büroklammern jetzt alle zusammen ein Gegenstand sind, oder einzeln gezählt werden. Eine Woche lang ging das so, dann war’s mir Leid. Das führt doch zu nichts. Vor hundert Jahren hätte das enorm viel gebracht bei durchschnittlich 180 Gegenständen, die ein Mensch damals besaß. Doch heutzutage mit über 10.000 Gegenständen hat diese Methode soviel Erfolg, wie wenn du am Strand nach dem Regenbogensandkorn suchst.
- Sortiere alles aus, was du 1 Jahr nicht mehr gebraucht/getragen/benutzt hast. Zum Glück habe ich das nicht getan! Sonst hätte ich jetzt weder Gummistiefel, Bohrmaschine, noch meine Geige, um nur ein paar Dinge zu nennen, die ich eher Projektmäßig gebrauche. Und dann bin ich sehr froh, wenn sie noch da sind! Wenn es sich hingegen um die alte Laptoptasche handelt, die ich sowieso nie benutze, weil ich immer meinen Rucksack nehme, fliegt diese natürlich sofort raus, besonders wenn sie schon seit einem Jahr vor sich hin gammelt.
- One in one out. Für jeden Gegenstand der neu ins Haus kommt, muss einer gehen. So die Theorie. In der Praxis gestaltet sich das schwierig. Stell dir vor du kaufst dir eine Schreibtischlampe, weil du einfach eine brauchst und endlich eine gefunden hast, die dir wirklich gefällt. Dann kommst du fröhlich nach Hause, stellst sie auf, freust dich, bist happy bis zu dem Augenblick wo dir einfällt, dass du ja etwas aussortieren musst. Macht die alte Lampe Platz für die Neue, kein Problem. Aber was wenn nicht? Ausmisten ist für die meisten Menschen nicht lustig. Wenn dir die Regel nun also die Freude nimmt, kann das nicht gut gehen. Oder stell dir vor die Schwiegermutter steht mit 3 Tüten Kleidern für die Kinder vor der Tür. Willst du sie wirklich erstmal durchzählen um dann genauso viele Dinge zu finden, die gehen müssen? Also ich mache das nicht!
- Hol dir Unterstützung durch Familie oder Freunde. Unterstützung ist gut. Unterstützung von Familie und Freunden ist leider ein NoGo. Warum? Familienangehörige und Freunde haben ihre eigene Meinung und Ansichten, was wertvoll ist und was nicht. Allermeistens äußern sie ihre Bedenken und machen es dir damit schwerer, anstatt dir die Arbeit zu erleichtern. Ausmisten ist schwer. Bisweilen sehr anstrengend, belastend und emotional. Du musst so viele Entscheidungen treffen und dich mit schlechtem Gewissen plagen, weil du z.B. endlich bereit bist, das geliebte Kuscheltier aus deiner Kindheit auszumisten. Oder die sündhaft teuren High Heels? Könnte sich deine beste Freundin da mit Kommentaren jeglicher Art zurückhalten?
- Heute die Schublade, morgen jene. Das Problem an dieser Vorgehensweise ist, dass du nie fertig wirst. Das Ausmisten dauert dann so lange, dass du dich weder daran erinnerst, wieviele Kisten und Säcke du schon aussortiert hast, noch wie es anfangs ausgesehen hat. Es dauert nicht nur unendlich lange, sondern es bleibt das Gefühl aus, richtig was geschafft zu haben. Um ehrlich zu sein, bin ich so vorgegangen, bevor ich die Konmari-Methode entdeckt habe. Leider wusste ich es nicht besser. Unzählige Male bin ich bei Wind und Wetter zum Second Hand Laden gefahren und habe Monate lang den großen Müllkontainer bis zum überquellen gefüttert. Es waren sicher über 60 Säcke und 10 Kofferraumladungen voll. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie es hier zu Hause vorher ausgesehen hat, als all diese aussortierten Dinge noch da waren.
- Gehe mit Spaß an die Sache. Ausmisten macht den meisten Menschen keinen Spaß, mal abgesehen von Leuten wie mir, die irgendwie einen Narren daran gefressen haben. Aber jeder, auch ich, kommt irgendwann an den Punkt, wo alles zuviel wird und im größten Chaos auf einmal nichts mehr geht. Das ist kein Spaß! Also stell dich besser gleich auf ein anstrengendes, auch körperlich anspruchsvolles Projekt ein. Alles andere wäre Augenwischerei. Aber wenn du es geschafft hast, wirst du dich ganz großartig fühlen, versprochen!
Lese hier meine 10 goldenen Regeln der Ausmistkunst. Ebenso freue ich mich über einen Kommentar. Was waren deine Schwierigkeiten beim Ausmisten?
Bildquellen
- Anti-Regeln: Life Of Pix from pexels